Mittwoch, 24. Juni 2015

Zerwirken leicht gemacht


Hallo liebe Leute!

Nach einer Woche abhängen in der Wildkammer war heute endlich mal der Zeitpunkt gekommen, meinen zweiten Bock Tiefkühler-fertig zu machen.

Darum will ich euch heute mal zeigen, wie ich meine Böcke zerwirkt hab. Bestimmt machen Andere es anders, aber so klappte es die letzten Male (Hab auch schon ein paar Böcke von Mitjägern mitzerwirkt) ganz gut, deswegen wollte ich euch unsere Methode mal vorstellen.

Heute haben wir in der Wildkammer gearbeitet, aber wir haben es ehrlich gesagt auch schon im Garten gemacht: Immerhin kann nicht jeder die Wildkammer der Landesforsten nutzen und da muss man sich ja auch zu helfen wissen ;)
(Und wer jetzt Bedenken hat wegen Wildbrethygiene: Das klappt ganz wunderbar, und von unserem Wildfleisch ist auch noch niemand gestorben oder krank geworden :P )

Zerwirken im Garten 

Wenn man keine andere Möglichkeit hat, kann man den Bock auch wunderbar im Garten zwerwirken. Das geht fast noch besser wie irgendwo in der Küche oder im Keller, weil man im Garten nämlich nen Gartenschlauch oder im besten Fall noch einen Hochdruckreiniger hat. 
Das ist besonders gut, wenn die Stücke sich noch im Verfärben (=Fellwechsel) befinden, weil man damit einen Großteil der klebrigen Haare ganz gut runter bekommt.

Viel wichtiger ist aber: wohin mit dem Bock?
Wenn ihr nicht gerade einen Haken unter der Decke habt, dann könnt ihr einfach eine Klappleiter aufstellen und den Bock mit Fleischerhaken (gibts günstig im 1-Euro.Shop oder beim Baumarkt) drunter hängen.
Das ist auch ne super Höhe zum Arbeiten.


Aus der Decke schlagen

Am schwierigsten ist es, den Anfang hinzukriegen. Das ist ein bisschen Fummelei... Mein Bock heute hing an den hinteren Sehnen, wir haben also knapp darunter mit dem Abschärfen begonnen.
Meist muss man beim Aus-der-Decke-schlagen garnicht viel schnitzen, es reicht einfach, beherzt zu ziehen, wenn man erstmal den Anfang hat. 

Um besseren Halt zum festen Runterziehen zu bekommen, könnt ihr mit dem Messer einfach ein Loch in die Decke pieksen, möglichst nah noch am Wildbret. Da lässt sich leicht reingreifen und man hat einen besseren Griff.







Die Innenfilets und Rippen

Die Innenfilets lassen sich meist einfach "rausrupfen" indem man mit einem Finger drunter fährt und sie dann rauszieht. Wenn das so nicht klappt, dann kann man sich den Anfang auch mit dem Messer fummeln.

Außerdem finde ich es ganz wichtig, die Rippen zu verwenden, wenn sich keine Hämatome um Ein- bzw. Ausschuss gebildet haben, oder diese zumindest großflächig rausgeschnitten wurden.
Aus den Rippen kann man nämlich ne super Reh-Nudelsuppe kochen, oder sie als Basis für die Rotweinsoße zum Braten nutzen.

Die lassen sich übrigens super mit ner Gartenschere abknipsen.
Meine Gartenschere ist neben dem Morakniv eh eins meiner liebsten und unentbehrlichsten Ausrüstungsgegenstände, egal ob zum Aufbrechen oder Zerwirken ;)

Den Rücken auslösen

Ich finds gut, die Rücken gleich auszulösen, so lässt sich nämlich später spitze ein Knochenfreier Braten zaubern.

Dazu muss man unterhalb der Keulen ansetzen und an der Wirbelsäule entlang einen geraden Schnitt nach unten machen. Dabei sollte man das Messer fast schon auf den Rippen spüren, sonst ist man nämlich nicht tief genug und es bleibt zu viel Filet an den Knochen: Und das wollen wir ja AUF GARKEINEN FALL! :P

Als nächstes dann von dem oberen Beginn des Längsschnittes aus einen vertikalen Schnitt unterhalb der Keulenmuskulatur nach außen machen. Dann kann man oben meist schon reingreifen und das Filet unter sanftem Zug mit dem Filetiermesser auslösen. Dabei gilt: Lieber ein bisschen zu viel auslösen als zu wenig: Parieren kann man das Stück Fleisch später immer noch! 

Die Keulen



Die Keulen zeigen einem eigentlich schon ganz gut wo sie hinwollen... Hier muss man ein bisschen um den Beckenknochen drum rum.

Außerdem empfiehlt es sich, den unteren Teil des Laufes ebenfalls abzuschärfen ;)
Das macht man am besten ein bisschen mit roher Gewalt und der geliebten Gartenschere direkt am Gelenk.


Verpacken

Irgendwie muss man das ganze dann ja auch noch verpacken. Dazu schweißen wir das Wildbret ein, dann bekommt es keinen Gefrierbrand. Ansonsten reichen aber auch normale Gefrierbeutel.
Bevor es eingetütet wird, wird eventuelles geronnenes Blut oder Schmutz natürlich noch sorgfältig ab- und ausgespült.



So wunderbar verpackt kommt das Wildbret dann bei uns in die Tiefkühltruhe, bis es irgendjemand kauft und zubereitet. 



Jetzt wisst ihr auch, wie das Wildfleisch in die Tüte kommt... und vielleicht hat der ein- oder andere (Jung-)Jäger sich ja auch noch einen Tip abgeschaut :)

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