Dienstag, 20. März 2018

Stöberjagd im ehemaligen Praktikumsrevier

Januar 2018 
Oder auch: 

Warum ich die Stöberjagden der 'Wachtelmafia' so liebe 



Es ist einfach wie nach hause kommen. Du kennst das Revier. Du kennst die Leute. Du bist mit dem Revierleiter befreundet. Du bist mit der Tierärztin befreundet; ach ja, ist ja auch die Frau vom Revierleiter! Die Karten für den Tracker hast du schon letztes Jahr runtergeladen. Du hast so gut wie alle anderen Hunde mit auf der Hundeortung. Sind ja nur knapp 15! Es ist einfach ein Jagdtag mit Freunden. Einfach wie nach hause kommen: Heimlich wünscht du dir schon einen Stand.Und die Chancen für uns heute stehen gut. 
Die eingeschworene Hundetruppe macht heute richtig Action im Busch. Ich bin schon ganz aufgereg! 

Mit meinem Kumpel im Auto fahre ich den huckeligen Schotterweg entlang. Heute brauche ich kein Navi; heute finde ich den Weg auch so. Würde ich auch im Dunkeln. Mit verbundenen Augen. Und sowieso. Ich freue mich einfach! 
In letzter Zeit ist privat viel Blödes passiert, umso besser tun mir solche Tage. Einfach jagen, mit meinem Hund und Freunden. Wie immer läuft das Radio, das brauche ich morgens. Ich nippe an meinem Thermo-Kaffebecher. 

They can call me whatever they want, call me crazy. 
You can call me whatever you want but that won't change me
I just don't care what the world says. I'm gonna make it

Lost frequenzies trifft meine Stimmung heute irgendwie auf den Punkt. Ich singe ein bisschen mit, mein Kumpel im Auto auch. Ist doch immer schön Leute um sich zu haben, die genau so bescheuert sind wie man selbst <3 

Ich mach das Fenster runter. Ein ehemaliger Arbeitskollege und Freund von mir ist aktuell Praktikant bei dem Revierleiter und kontrolliert Jagdscheine und weist Parkplätze ein. Jeder macht einen dummen Spruch und wir lachen. Ich parke und trudel mich mit meiner besten Freundin zusammen: Sie ist heute mit ihrer Terrierhündin ebenfalls am Start und ich liebe liebe liebe es einfach, wenn wir gemeinsam auf Drückjagd sind. Wir schnappen uns unsere Jagdscheine und gehen zu den anderen; erstmal entspannt eine rauchen, etwas klönen und lachen. Dem Revierleiter habe ich einen Riegel Kinderschokolade mitgebracht: Eingeschworenes Ritual. Irgendwer bringt immer Kinderschoki mit :D 

"Jana, du fährst zum Stern hoch und dann ab ums Eck!" Meine Augen beginnen zu funkeln: Ums Eck ist einer der besten Stände. Ich soll noch jemanden mitnehmen und auf dem Weg absetzen, das kann ich wohl. Mit Hund, Rucksack und Gewehr stapfe ich voller Vorfreude den matschigen Grasweg entlang. Wie immer: Hund unten fest gemacht, hoch, geladen und alles eingerichtet. Ich habe hier schon oft gesessen, und auch schon was geschossen. Ich kenne die meisten Wechsel und weiß, in welche Richtung ich gucken muss. Hehe. Heute wird ein guter Tag. 

Um 10 war Hundeschnallen. Das ist eine riesen Gaudi auf solchen Jagden. Wie ein Kanonenstart: Auf dem Tracker kann ich dann alle Hunde gleichzeig starten sehen. Und der ganze Wald ist voller Hundegeläut. Meine allererste Gesellschaftsjagd überhaupt war damals in diesem Revier. Und wenn ich resümiere, habe ich mich glaube ich damals schon in die aufregende Jagd mit den Stöberhunden verliebt. Naja. Ich schreibe mit meiner besten Freundin, dass Schlumi nen Zisch gemacht hat. Und Emma auch. Hervorragend. Auf dem einen Wechsel huschen zwei Rehe vorbei, aber ohne Kugelfang. Ich sitze, warte und esse meine Kinderschoki. Eingehender Anruf: Ich nehme ab und quatsche ein bisschen mit dem Kommilitonen, der mich eben angerufen hat. "Jo, ich bin auf Drückjagd!" - "Cool! Soll ich in der WebApp gucken, ob ich Schlumi reinbekomme?" - "Ja, das wär cool! Und sonst so? Heute Abend kochen?" Wir quatschen ein bisschen, ab und zu mache ich das auf Drückjagd wenn grad nix geht. Tut mir leid. Ich bekenne mich schuldig.
Immer lauter werdend, höre ich Hundegeläut näher kommen. "Warte mal kurz!" Zische ich ins Telefon und lege es hastig neben mir auf die Bank des Drückjagdbocks. Direkt vor mir schleicht ein Reh aus der Dickung. Ich nehme den Repetierer hoch, entsichere. Bin voll drauf, habe das Schmalreh im Glas. Dann lasse ich fliegen. Im Knall sackt das Stück zusammen und liegt. Ich warte kurz... und bekomme meinen bekannten Zitter. Dann nehme ich das Gewehr runter. Mit kribbelnden Fingern nehme ich das Telefon. Mein Kommilitone ist noch dran "Was war das denn?!" fragt er mich. "Ich hab eben ein Schmalreh geschossen..." - "NE! Ist nicht wahr!!" - "Öhm... doch..." - "Waidmannsheil!" Ich kann es kaum fassen. 

Das lief ja wie am Schnürchen! Die Uhr zeigt 10.41 Uhr an. 41 Minuten nach Hundeschnallen. Schlumi ist weg, er stöbert die restliche Jagdzeit noch ganz hervorragend. Zwischendurch verliert er sich kurz, das können wir alle auf dem Tracker nachvollziehen. Wir schließen intern Wetten ab. Ich wette einen Fünfer, dass mein Hund wieder zu mir zurück findet. Meine beste Freundin einen Fünfer dagegen. Gespannt verfolgen wir meinen jungen Wachtel auf dem Tracker. Immer wieder ist er auf der Rückfährte drauf, dann wieder nicht mehr. Es fliegen auch noch zwei Rehe an meinem Stand vorbei. Eine Viertelstunde vor Hahn in Ruh höre ich ein Glöckchen durch die Dickung bimmeln. Ich schaue auf den Tracker, als mein kleiner Braunschimmel auch schon vom Buchenrauschen ausgespuckt wird. Ich bin wirklich sehr stolz auf ihn, wie er so müde und zufrieden wieder bei mir unterm Stand sitzt; unauffällig lasse ich ein Stück Kronch Pemmikan auf seine Decke unter der Leiter fallen, welches er sofort wegnascht. Er ist und bleibt eben mein kleiner Liebling. 

Nach kurzer Absprache mit der Jagdleitung gehe ich nach Hahn in Ruh vom Stand, berge mein Schmalreh und breche schnell auf. Wenn mir dabei keiner auf die Finger schaut, klappt das echt schon erstaunlich schnell, sauber und gut. Ein Jungjäger kommt die Schneise zu meinem Stand enlang gelaufen und fragt mich, ob er irgendwie helfen könne. Ich verneine, immerhin bin ich eigentlich schon fertig. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich auch ihn aufbrechen lassen, aber der Revierleiter hat mir leider nix gesagt. Also entschuldige ich mich, dass er um sonst zu mir gekommen ist und bitte ihn, mir beim Bergen zu helfen. 

Wir stehen den Nachmittag noch bis in die Dämmerung zusammen, tratschen, grillen und haben Spaß. Zwei Hunde haben kleine Katscher abbekommen, aber keiner hat was Ernstes. Direkt nach dem Treiben gehe ich noch ein Stück bei einem Hundeführer mit, der einen Anschuss kontrolliert, aber das muss morgen noch mal ein Profi suchen. Also geselle ich mich wieder an den Grill zu meinen Freunden und genieße einfach den Tag. Mein Hund schläft friedlich eingekuschelt in seiner Box. Die Kofferraumklappe ist offen und mein Auto steht direkt am Streckenplatz; ab und zu sehe ich die Nase schnüffeln wenn jemand vorbei geht, doch nach dem Einsatz heute ist der kleine Muckelmann auch einfach nur froh, jetzt ne Runde zu schlummern. Ich bin auch froh, als ich dann nach Hause fahre, warm dusche und zum Abendessen mein Kommilitone kommt... gekocht haben wir Wild. Wer hätte das gedacht ;) 











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