Mittwoch, 5. April 2017

Drückjagden in Thüringen

NOVEMBER 2016

#1
Dieses Jahr waren wir zur Drückjagd sogar zwei mal in Thüringen.
Die erste Jagd fand leider bei strömendem Regen statt. Wir haben hier nicht direkt im Geschehen gesessen, sondern etwas außerhalb. Bereits einige Tage vorher waren wir dort gewesen, um uns die Hochsitze mit dem Förster anzuschauen und auszumachen, wer auf welchen Stand geht. Wir sollten uns am Tag der Jagd selbstständig ansetzen, so kam es, dass wir an dem verregneten Morgen schon relativ zeitig gesessen haben. Selbstverständlich galt Beginn der Jagd und Hahn in Ruh aber ganz genau so auch für uns, wir wollten lediglich schon auf unserem Stand sitzen, wenn der Troubel beim Anstellen beginnt; unter anderem auch einfach, um Staus zu vermeiden.
Beim Auslosen einige Tage zuvor hatte ich noch gedacht, einen der „schlechteren Stände“ abbekommen zu haben. Der Förster hatte uns berichtet, dass das Wild hier meist nicht vorbei zieht, der Stand jedoch zur Sicherheit trotzdem besetzt werden sollte. Heute war ich der Meinung, es verdammt gut getroffen zu haben: Denn mein DJBock war der einzige, der ein Dach hatte. Die Anderen mussten leider im Regen sitzen. Klar, auch bei mir nieselte es rein, und es dauerte nicht lange, bis ich zu frösteln anfing. Aber ich hatte es, alles in allem, doch wirklich noch verdammt gut getroffen. Kurz nach Hundeschnallen erblickte ich einen Stöberhund, der einige hundert Meter vor mir im Gegenhang auftauchte, dann wieder nichts. Ich versuchte, mich in meinen Lodenmantel einzumummeln und die frische Luft ein bisschen zu genießen. Grundsätzlich finde ich es nämlich tatsächlich sehr beruhigend, in den Regen zu gucken… wenn ich denn nicht friere.
Im dichten Nebel des Gegenhangs nahm ich eine Bewegung war. Eine große Silhouette kam knackend den Hang hinunter auf mich zu. Ich ging bereits in Anschlag, und erwartete das Stück. Direkt auf der Rückegasse, auf der mein Sitz stand, nur knapp 40m vor mir, verhoffte das eindrucksvolle Stück Rotwild kurz im dichten Regenvorhang. Nur um anschließend wieder im diesigen Wald zu verschwinden. Klar ansprechen konnte ich das Stück nicht, bei dem dichten Nebel, und so erfreute ich mich des mystischen Anblicks. Mehr hatte diese Drückjagd für mich leider nicht mehr vorgesehen, aber im Vergleich zu meinen Kollegen bin ich sehr trocken und vor allem ziemlich zufrieden abgebaumt.
Es sollte ja auch nicht mehr lange dauern, bis zu unserer zweiten Drückjagd in Thüringen für dieses Jahr….

#2
Und schon wenige Wochen später saßen wir wieder im kleinen, nebeligen Dörfchen am Waldrand in einer Gaststätte und tranken abends noch gemütlich ein Bier. Am nächsten Tag war die zweite Thüringen-Jagd angesagt und wir freuten uns schon auf einen spannenden Jagdtag. Da wir mittlerweile schon auf einigen Jagden pitschenass geworden waren, jagte uns auch das Wetter keine Angst mehr ein…. Da waren wir schon abgehärtet!
Am nächsten Morgen trafen wir uns wieder ganz normal am Sammelplatz ein und wurden an unseren Ständen angestellt. Besonders cool war diesmal, dass ich quasi direkt in Sichtweite zu meinem Freund saß. Zwar war es wieder mega nebelig und diesig, aber wir konnten uns teilweise trotzdem sehen… oder zumindest unsere orangenen Caps!
Ich hatte gerade mein Gewehr hochgebracht und sprang noch mal schnell runter, meinen Rucksack holen. Kaum hatte ich wieder aufgebaumt, sah ich die eine der vier Schneisen herunter einen großen schwarzen Schatten stehen. OUH, EIN RIESEN SCHWEIN! Schoss es mir durch den Kopf. Schnell schaute ich durch die Optik, um anzusprechen, was dort in den wabernden Nebelschwaden stand, und mich anäugte. Mir stockte der Atem. Es handelte sich nicht etwa um ein Schwein, sondern um einen stattlichen Muffelwidder! Die Zeit schien eine kleine Ewigkeit stillzustehen, bis der Riese sich wieder auf den Weg machte, und von der Schneise verschwand. Höchst glücklich und bereits ziemlich aufgeregt freute ich mich auf den weiteren Verlauf der Jagd.
Leider passierte eine lange Zeit einfach nichts. Nach einer guten Stunde beschloss ich, zu frühstücken und packte meinen Joghurt aus. Gerade wollte ich die Folie abziehen, den Löffel schon in der Hand, als ich irgendwie aufschaute… und auf der Schneise, auf der zuvor der Muffel gestanden hatte, ein Reh erblickte. Das Folgende passierte alles in wenigen Sekunden. Völlig gebannt, schmiss ich den Löffel weg und schnappte mir mein Gewehr. Ich pokerte und ging direkt auf die nächste Schneise in den Voranschlag, in den Hoffnung, dass das Reh dort ebenfalls versuchen würde, drüber zu ziehen. Leider gab es in diese Richtung keine Gwehrauflage, sodass ich mein linkes Bein auf die Sitzbrettauflage stellte und auf meinem Knie auflegte. Das Reh erschien in meinem Schussfeld und ich rief: HOP! In dieser Sekunde verhoffte das Reh, schaute in meine Richung, und ich ließ fliegen. Stark zeichnend sprang das Stück ab, hinter einen Baum. Ich sah es von dort aus nicht weiter flüchten. Eine Sekunde schaute ich, als ich ein freudiges Hundegeläut auf der Schneise vernahm, auf der das Reh zuerst aufgetaucht war. Der Wachtelrüde des Försters arbeitete sauber die Fährte bis zum Stück. Hinter dem Baum sah ich den Hund kurz beuteln. Das Stück lag also.
Schnell schaute ich auf mein Handy. Mein Freund hatte mir bereits schrieben: „Liegt?“ Natürlich hatte er sowohl das „HOP“ als auch den darauf folgenden Schuss gehört. Ich antwortete ihm schnell, dass das Stück liegt und fragte ihn, ob es für ihn ok sein, wenn ich das Reh schnell zum Stand hole, da der Hund mittlerweile anfing, das Reh anzuschneiden. Da dort kein Anderer in der Nähe saß, gab er sein OK und ich ging, mit lautem Hop Hop zum Stück. Perfekter Blattschuss. Dem Hund gab ich zu bedeuten, dass das mein Reh ist, und trug das Stück schnell zum Stand. Kurze SMS an meinen Freund, Feuer frei.
Dann folgte mein typisches Zittern. Wie immer, war ich während des Schusses super konzentriert und ruhig gewesen. Und wie immer strömte nun das ganze Adrenalin durch meinen Körper und ließen mich unkontrolliert zittern und bibbern. Das ist jedes Mal so. Dann brauche ich 5 Minuten, um mich wieder zu beruhigen. Eine Zigarette. Und dann geht es weiter.
Mir kam jedoch nichts mehr außer dem Wachtel, der nun nicht so recht von meinem Stand verschwinden zu wollen schien. Etwa 20 Minuten vor Jagdende sah ich ihn dann aber doch vorerst nicht mehr. Ich war beendruckt von dem, was gerade passiert war. Wie passend alles gewesen war. Wie von selbst war die Waffe in Anschlag gegangen. Wie von selbt ein bestimmtes „HOP“. Der gute Schuss. Ich war einfach überwältigt davon, dass der Hund mir das Stück gebracht hatte und wie passend alles gewesen war. Gut, den Joghurtlöffel habe ich in den Brennesseln nicht wieder gefunden, aber was solls!
Kaum war die Jagd vorbei, kam mein Freund rüber, und ich brach das Stück auf. Das leichte Rickenkitz konnten wir an einem Buchenast festzurren und so einfach im Hängen aufbrechen. Auch das ging wie von selbst, so sauber und leicht von der Hand. Irgendwie ging den Tag alles so prima :D
Fertig aufgebrochen machten wir uns auf den Weg zum Auto, als und bereits der Schweißhundeführer mit dem Pickup entgegen kam. Ich übergab ihm das Wild für den Transport zum Streckenplatz, jedoch nicht ohne vorher ein Stück Markierband an den Lauf zu knoten: Das Kitz wollten wir abkaufen.

Ich kann tatsächlich noch heute nicht fassen, wie perfekt alles an diesem Tag geklappt hat. Wie von selbst. Ich bin noch immer tief beeindruckt von diesem Erlebnis. Auch wenn ich kein Gehörn an der Wand habe, ist das doch ein sehr sehr beeindruckender Jagdtag für mich gewesen. Auch mein Freund sagte mir später, dass er beeindruckt gewesen sei, wie das geklappt hat. Wie sicher ich geschossen habe, die perfekte Trefferlage und das saubere Aufbrechen.

Ich will mich auch nicht selber loben oder so, das läuft je bei Weitem nicht immer wie von selbst bei mir!! Ich freue mich einfach maßlos darüber, dass alles so passend geklappt hat! Das Erlebnis hat mich einfach so tief beeindruckt. Anders kann ich es garnicht beschreiben. Es bleibt einfach eine Erfahrung, die ich bestimmt niemals vergessen werde.
Waidmannsheil.

Anmerkung: Die Jagdleitung hat explizit darum gebeten, Wild, welches von den Hunden angeschnitten und grob gebeutelt wird, nach Absprache mit den umsitzenden Schützen unter lauten Hop-Rufen zu bergen! Ich empfehle hier nicht, auf der Bewegungsjagd einfach mal den Stand zu verlassen und einen Spaziergang zu machen... wolle ich bloß noch vorweg nehmen, bevor sich wieder alle genötigt fühlen, mich über die UVV zu belehren :P 

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hi,
vielen dank, dass du deine Eindrücke schilderst. Einer meiner Freunde ist Jäger und erzählt mir seit Tagen etwas von Fernrohren und dem Pulsar Trail XP50.
Ich finde es ja immer beeindruckend zu sehen, wie groß die Tiere hier dann doch werden. Sieht man sie am Straßenrand, ist es eher so, dass man glaubt, die Rehe reichen einem höchstens bis zum Knie. Hängen sie dann aber in der Kammer oder werden vom Auto geladen, bin ich immer wieder Sprachlos

Anonym hat gesagt…

Hi,
vielen dank, dass du deine Eindrücke schilderst. Einer meiner Freunde ist Jäger und erzählt mir seit Tagen etwas von Fernrohren und dem Pulsar Trail XP50.
Ich finde es ja immer beeindruckend zu sehen, wie groß die Tiere hier dann doch werden. Sieht man sie am Straßenrand, ist es eher so, dass man glaubt, die Rehe reichen einem höchstens bis zum Knie. Hängen sie dann aber in der Kammer oder werden vom Auto geladen, bin ich immer wieder Sprachlos