NOVEMBER 2016
#1
Dieses Jahr waren
wir zur Drückjagd sogar zwei mal in Thüringen.
Die erste Jagd fand
leider bei strömendem Regen statt. Wir haben hier nicht direkt im
Geschehen gesessen, sondern etwas außerhalb. Bereits einige Tage
vorher waren wir dort gewesen, um uns die Hochsitze mit dem Förster
anzuschauen und auszumachen, wer auf welchen Stand geht. Wir sollten
uns am Tag der Jagd selbstständig ansetzen, so kam es, dass wir an
dem verregneten Morgen schon relativ zeitig gesessen haben.
Selbstverständlich galt Beginn der Jagd und Hahn in Ruh aber ganz
genau so auch für uns, wir wollten lediglich schon auf unserem Stand
sitzen, wenn der Troubel beim Anstellen beginnt; unter anderem auch
einfach, um Staus zu vermeiden.
Beim Auslosen einige
Tage zuvor hatte ich noch gedacht, einen der „schlechteren Stände“
abbekommen zu haben. Der Förster hatte uns berichtet, dass das Wild
hier meist nicht vorbei zieht, der Stand jedoch zur Sicherheit
trotzdem besetzt werden sollte. Heute war ich der Meinung, es
verdammt gut getroffen zu haben: Denn mein DJBock war der einzige,
der ein Dach hatte. Die Anderen mussten leider im Regen sitzen. Klar,
auch bei mir nieselte es rein, und es dauerte nicht lange, bis ich zu
frösteln anfing. Aber ich hatte es, alles in allem, doch wirklich
noch verdammt gut getroffen. Kurz nach Hundeschnallen erblickte ich
einen Stöberhund, der einige hundert Meter vor mir im Gegenhang
auftauchte, dann wieder nichts. Ich versuchte, mich in meinen
Lodenmantel einzumummeln und die frische Luft ein bisschen zu
genießen. Grundsätzlich finde ich es nämlich tatsächlich sehr
beruhigend, in den Regen zu gucken… wenn ich denn nicht friere.
Im dichten Nebel des
Gegenhangs nahm ich eine Bewegung war. Eine große Silhouette kam
knackend den Hang hinunter auf mich zu. Ich ging bereits in Anschlag,
und erwartete das Stück. Direkt auf der Rückegasse, auf der mein
Sitz stand, nur knapp 40m vor mir, verhoffte das eindrucksvolle Stück
Rotwild kurz im dichten Regenvorhang. Nur um anschließend wieder im
diesigen Wald zu verschwinden. Klar ansprechen konnte ich das Stück
nicht, bei dem dichten Nebel, und so erfreute ich mich des mystischen
Anblicks. Mehr hatte diese Drückjagd für mich leider nicht mehr
vorgesehen, aber im Vergleich zu meinen Kollegen bin ich sehr trocken
und vor allem ziemlich zufrieden abgebaumt.
Es sollte ja auch
nicht mehr lange dauern, bis zu unserer zweiten Drückjagd in
Thüringen für dieses Jahr….
#2
Und schon wenige
Wochen später saßen wir wieder im kleinen, nebeligen Dörfchen am
Waldrand in einer Gaststätte und tranken abends noch gemütlich ein
Bier. Am nächsten Tag war die zweite Thüringen-Jagd angesagt und
wir freuten uns schon auf einen spannenden Jagdtag. Da wir
mittlerweile schon auf einigen Jagden pitschenass geworden waren,
jagte uns auch das Wetter keine Angst mehr ein…. Da waren wir schon
abgehärtet!
Am nächsten Morgen
trafen wir uns wieder ganz normal am Sammelplatz ein und wurden an
unseren Ständen angestellt. Besonders cool war diesmal, dass ich
quasi direkt in Sichtweite zu meinem Freund saß. Zwar war es wieder
mega nebelig und diesig, aber wir konnten uns teilweise trotzdem
sehen… oder zumindest unsere orangenen Caps!
Ich hatte gerade
mein Gewehr hochgebracht und sprang noch mal schnell runter, meinen
Rucksack holen. Kaum hatte ich wieder aufgebaumt, sah ich die eine
der vier Schneisen herunter einen großen schwarzen Schatten stehen.
OUH, EIN RIESEN SCHWEIN! Schoss es mir durch den Kopf. Schnell
schaute ich durch die Optik, um anzusprechen, was dort in den
wabernden Nebelschwaden stand, und mich anäugte. Mir stockte der
Atem. Es handelte sich nicht etwa um ein Schwein, sondern um einen
stattlichen Muffelwidder! Die Zeit schien eine kleine Ewigkeit
stillzustehen, bis der Riese sich wieder auf den Weg machte, und von
der Schneise verschwand. Höchst glücklich und bereits ziemlich
aufgeregt freute ich mich auf den weiteren Verlauf der Jagd.
Leider passierte
eine lange Zeit einfach nichts. Nach einer guten Stunde beschloss
ich, zu frühstücken und packte meinen Joghurt aus. Gerade wollte
ich die Folie abziehen, den Löffel schon in der Hand, als ich
irgendwie aufschaute… und auf der Schneise, auf der zuvor der
Muffel gestanden hatte, ein Reh erblickte. Das Folgende passierte
alles in wenigen Sekunden. Völlig gebannt, schmiss ich den Löffel
weg und schnappte mir mein Gewehr. Ich pokerte und ging direkt auf
die nächste Schneise in den Voranschlag, in den Hoffnung, dass das
Reh dort ebenfalls versuchen würde, drüber zu ziehen. Leider gab es
in diese Richtung keine Gwehrauflage, sodass ich mein linkes Bein auf
die Sitzbrettauflage stellte und auf meinem Knie auflegte. Das Reh
erschien in meinem Schussfeld und ich rief: HOP! In dieser Sekunde
verhoffte das Reh, schaute in meine Richung, und ich ließ fliegen.
Stark zeichnend sprang das Stück ab, hinter einen Baum. Ich sah es
von dort aus nicht weiter flüchten. Eine Sekunde schaute ich, als
ich ein freudiges Hundegeläut auf der Schneise vernahm, auf der das
Reh zuerst aufgetaucht war. Der Wachtelrüde des Försters arbeitete
sauber die Fährte bis zum Stück. Hinter dem Baum sah ich den Hund
kurz beuteln. Das Stück lag also.
Schnell schaute ich
auf mein Handy. Mein Freund hatte mir bereits schrieben: „Liegt?“
Natürlich hatte er sowohl das „HOP“ als auch den darauf folgenden
Schuss gehört. Ich antwortete ihm schnell, dass das Stück liegt und
fragte ihn, ob es für ihn ok sein, wenn ich das Reh schnell zum
Stand hole, da der Hund mittlerweile anfing, das Reh anzuschneiden. Da
dort kein Anderer in der Nähe saß, gab er sein OK und ich ging,
mit lautem Hop Hop zum Stück. Perfekter Blattschuss. Dem Hund gab
ich zu bedeuten, dass das mein Reh ist, und trug das Stück schnell
zum Stand. Kurze SMS an meinen Freund, Feuer frei.
Dann folgte mein
typisches Zittern. Wie immer, war ich während des Schusses super
konzentriert und ruhig gewesen. Und wie immer strömte nun das ganze
Adrenalin durch meinen Körper und ließen mich unkontrolliert
zittern und bibbern. Das ist jedes Mal so. Dann brauche ich 5
Minuten, um mich wieder zu beruhigen. Eine Zigarette. Und dann geht
es weiter.
Mir kam jedoch
nichts mehr außer dem Wachtel, der nun nicht so recht von meinem
Stand verschwinden zu wollen schien. Etwa 20 Minuten vor Jagdende sah
ich ihn dann aber doch vorerst nicht mehr. Ich war beendruckt von
dem, was gerade passiert war. Wie passend alles gewesen war. Wie von
selbst war die Waffe in Anschlag gegangen. Wie von selbt ein
bestimmtes „HOP“. Der gute Schuss. Ich war einfach überwältigt
davon, dass der Hund mir das Stück gebracht hatte und wie passend
alles gewesen war. Gut, den Joghurtlöffel habe ich in den
Brennesseln nicht wieder gefunden, aber was solls!
Kaum war die Jagd
vorbei, kam mein Freund rüber, und ich brach das Stück auf. Das
leichte Rickenkitz konnten wir an einem Buchenast festzurren und so
einfach im Hängen aufbrechen. Auch das ging wie von selbst, so
sauber und leicht von der Hand. Irgendwie ging den Tag alles so prima
:D
Fertig aufgebrochen
machten wir uns auf den Weg zum Auto, als und bereits der
Schweißhundeführer mit dem Pickup entgegen kam. Ich übergab ihm
das Wild für den Transport zum Streckenplatz, jedoch nicht ohne
vorher ein Stück Markierband an den Lauf zu knoten: Das Kitz wollten
wir abkaufen.
Ich kann tatsächlich
noch heute nicht fassen, wie perfekt alles an diesem Tag geklappt
hat. Wie von selbst. Ich bin noch immer tief beeindruckt von diesem
Erlebnis. Auch wenn ich kein Gehörn an der Wand habe, ist das doch
ein sehr sehr beeindruckender Jagdtag für mich gewesen. Auch mein
Freund sagte mir später, dass er beeindruckt gewesen sei, wie das
geklappt hat. Wie sicher ich geschossen habe, die perfekte
Trefferlage und das saubere Aufbrechen.
Ich will mich auch
nicht selber loben oder so, das läuft je bei Weitem nicht immer wie
von selbst bei mir!! Ich freue mich einfach maßlos darüber, dass alles so passend geklappt hat! Das Erlebnis hat mich einfach so tief
beeindruckt. Anders kann ich es garnicht beschreiben. Es bleibt
einfach eine Erfahrung, die ich bestimmt niemals vergessen werde.
Waidmannsheil.
Anmerkung: Die Jagdleitung hat explizit darum gebeten, Wild, welches von den Hunden angeschnitten und grob gebeutelt wird, nach Absprache mit den umsitzenden Schützen unter lauten Hop-Rufen zu bergen! Ich empfehle hier nicht, auf der Bewegungsjagd einfach mal den Stand zu verlassen und einen Spaziergang zu machen... wolle ich bloß noch vorweg nehmen, bevor sich wieder alle genötigt fühlen, mich über die UVV zu belehren :P
Anmerkung: Die Jagdleitung hat explizit darum gebeten, Wild, welches von den Hunden angeschnitten und grob gebeutelt wird, nach Absprache mit den umsitzenden Schützen unter lauten Hop-Rufen zu bergen! Ich empfehle hier nicht, auf der Bewegungsjagd einfach mal den Stand zu verlassen und einen Spaziergang zu machen... wolle ich bloß noch vorweg nehmen, bevor sich wieder alle genötigt fühlen, mich über die UVV zu belehren :P
2 Kommentare:
Hi,
vielen dank, dass du deine Eindrücke schilderst. Einer meiner Freunde ist Jäger und erzählt mir seit Tagen etwas von Fernrohren und dem Pulsar Trail XP50.
Ich finde es ja immer beeindruckend zu sehen, wie groß die Tiere hier dann doch werden. Sieht man sie am Straßenrand, ist es eher so, dass man glaubt, die Rehe reichen einem höchstens bis zum Knie. Hängen sie dann aber in der Kammer oder werden vom Auto geladen, bin ich immer wieder Sprachlos
Hi,
vielen dank, dass du deine Eindrücke schilderst. Einer meiner Freunde ist Jäger und erzählt mir seit Tagen etwas von Fernrohren und dem Pulsar Trail XP50.
Ich finde es ja immer beeindruckend zu sehen, wie groß die Tiere hier dann doch werden. Sieht man sie am Straßenrand, ist es eher so, dass man glaubt, die Rehe reichen einem höchstens bis zum Knie. Hängen sie dann aber in der Kammer oder werden vom Auto geladen, bin ich immer wieder Sprachlos
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