Wie gestern angekündigt, klingelte heute morgen um 4:00 Uhr der Wecker. Flux in die Jagdklamotten gehüpft und nach einem Marmeladenbrot waren Christoph und ich dann planmäßig um halb 5 auf dem Weg ins Revier: und zwar top motiviert! Als wir gegen 5 die Schotterstraße durch den Wald entlang führen, begann es gerade hinter den Bäumen zu dämmern. Waffe laden, Rucksack auf den Rücken und mit einem kräftigen "Waidmannsheil" haben wir und auf den Weg zum Hochsitz gemacht. Da ich fest davon überzeugt war, dass auf der Windwurffläche ein Bock stehen musste, habe ich mich dort angesetzt. Um halb 6 erreichte ich den Hochsitz; erst vorsichtig alles abglasen, ob auch nichts schon draußen steht, und dann die klappernde Leiter hoch: ein echtes Kunststück, das ohne lautes Poltern zu schaffen! Ich hatte gerade alles soweit eingerichtet (leider bin ich ein bisschen klein für diesen Hochsitz, ich muss mich immer auf ein Kissen zur Erhöhung setzen, damit der Schusswinkel passt xD ) da hab ich beim Glasen eine Bewegung gesehen. Auf ca. 200m standen zwei Stück Rehwild, eins davon sicher weiblich, und frühstückten gemütlich vor sich hin. Es war allerdings noch so dunkel, dass ich mir nicht ganz sicher war: ist es ein Jährlingsspießer? Oder doch ein weibliches Stück und das sind nur Schatten im Hintergrund? Auch mit Christophs lichtstarkem Fernglas konnte ich es leider noch nicht ganz sicher ansprechen. Gott sei dank wurde es langsam heller und ich konnte mir endlich sicher sein: Ein Jährlingsspießer! Leider ein ziemlich kluges Bürschchen, er ging nämlich an, mich auf einem ca.250-300m Radius zu umkreisen, was mir einfach zu weit war. Außerdem gab ihm seine Freundin andauernd Rückendeckung, sodass an einen Schuss garnicht zu denken gewesen ist. Langsam zogen sie also nun von Links nach rechs, und ich begann, mich auf den Schuss vorzubereiten. Die Waffe liegt oben, ich will gerade entsichern...
Da dreht er sich wieder weg und steht spitz von hinten da, bis er sich wieder einige Meter entfernt. Tja. Chance vertan. Also weiter abwarten. Ich hatte mich ja nun so schön eingerichtet, alles passte super - bis auf die Entfernung zum Bock! Einen kurzen Moment sah es so aus, als würden beide in der Birkendickung verschwinden... Aber nein! Das weibliche Stück sprang ab und setzte bis auf 30m neben mich. Jetzt muss es flott gehen, der Bock wird nicht lange auf sich warten lassen! Also den Stuhl in der Klapperkanzel so leise wie möglich verrücken, die Waffe hoch und... Das weibliche Stück verhofft und äugt mich genau an. Bestimmt zwei, drei Minuten vergehen, bis es entschlossen zu haben scheint, dass ihm keine Gefahr droht. Jetzt nur konzentrieren, der Bock wird nachziehen... Und tatsächlich. Plötzlich geht alles ganz schnell. Der Bock erscheint, ich entsicher. Jetzt oder nie. Er verhofft, ich steche ein, und... Es knallt. Dann ist Ruhe. Ich habe ihn nicht abspringen sehen, aber kann ihn auch nicht mehr sehen im Gestrüpp und Gras. Also warte ich ab. 10 Minuten, 15 Minuten... Endlich sehe ich Christoph die Rückegasse entlangpirschen. Ich erkläre ihm kurz vom Hochsitz aus, wo der Anschuss ist, und er macht sich auf, gucken zu gehen. Noch eine Minute der Anspannung, dann winkt er mich freudig ran. Der Bock lag im Feuer.
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