Da meine Jagdkollegen und ich die Jagdgäste abstellen sollten, hatten wir uns bereits einen Tag zuvor mit dem Förster getroffen, um das Revier und die Ansitzeinrichtungen nochmal anzuschauen und den Ablaufplan für Samstag durchzugehen.
Wir hatten bereits am Tag der Revierbegehung beim Anschauen der Ansitzeinrichtungen eine Rotte Sauen direkt neben uns hoch gemacht, und unsere Vorfreude wuchs von Minute zu Minute.
Als ich am Samstag morgen wach wurde, war meine Vorfreude kaum noch in Zaum zu halten.
Desto näher wir dem Wald kamen, desto freudiger wurde ich.
Als wir um 8.15 Uhr am Treffpunkt eintrafen, waren die meisten schon da. Wir sammelten uns und um 8.30 Uhr ging es dann endlich los.
Der junge Förster hielt eine kurze Ansprache, und die Bläser stimmten zum Halali an.
Anschließend teilten wir uns in die Gruppen auf, um uns auf den Weg zu den Ständen zu machen.
Mein Jagdkammerad Christoph sollte seine Gruppe zu Fuß abstellen, wir hingegen mit dem Auto.
Alle wollten soeben losgehen, als sich eine bizzarre Szene ereignete, die ich nur vom Auto aus verfolgen konnte.
Christoph, unser Förster und ein Jagdgast standen einige Meter vor unserem Auto entlang, und blickten den Waldweg hinunter, welchen wir, da er einen Knick machte, unglücklicherweise nicht einsehen konnte.
Plötzlich bedeutete der Förster uns mit einer hastigen Handbewegung, mit dem Auto stehen zu bleiben. Der Jagdgast wuselte sein Magazin aus der Jackentasche und begann, es aufzumunitionieren.
Christoph hingegen fackelte nicht lange. Im Stil eines alten Westernfilm griff er in seine Jackentasche, zog eine Patrone hervor und lud sie in seine Winchester 70. Rasch repetierte er durch und
-PENG!- schoss er freihändig in Richtung des...
Häh? Was zum Teufel war da gerade passiert?!
Da wir den Weg im Gegensatz zu Christophs Gruppe nicht einsehen konnten, und wir uns quasi noch direkt am Sammelplatz befanden, was plötzlich herumstehendes Wild so gut wie ausschloss, konnten wir uns dieses merkwürdige Schauspiel nicht erklären.
Also ließen wir das Autofenster herunter, um uns zu erkundigen.
Christoph hatte einen Waschbären geschossen. Dieser hatte am Wegesrand gesessen und war völlig unbeeindruckt von der Menschenansammlung gewesen.
So hatte der erste von uns Waidmannsheil, noch ehe die Jagd so richtig begonnen hatte.
Nachdem wir die erste Aufregung verdaut hatten, machten wir uns dann endlich auf den Weg zu unseren Ständen. Ich besetzte einen Hochsitz ziemlich am Anfang unserer "Abstell-Tour" und so konnte ich bereits gegen 9.20 meinen Stand beziehen.
Gespannt wartete ich ab, was nun so passieren würde.
Pünktlich um 10.00, zum angekündigten Zeitpunkt des Hunde-Schnallens, war der vorher so ruhige Wald von einem regen Bellen und Winseln erfüllt. Die knapp 25 Stöberhunde begannen mit ihrer Arbeit.
Aufgeregt saß ich da, und hoffte, dass einer der Hunde mir das Wild zutrieb.
Gegen 10.15 hörte ich es plötzlich hinter mir im Laub rascheln.
Schnell drehte ich mich um, und sah, wie ein hochflüchtiges Reh angelaufen kam. Es schlug einen Bogen um meinen Hochsitz. Pfeiffend versuchte ich, es zum verhoffen zu bringen, doch leider lief es weiter, und war genau so schnell wieder verschwunden, wie es gekommen war.
Einige Minuten später folgte ein zufrieden und fröhlich stöbernder Wachtelhund.
Aus Gewohnheit schaute ich auf mein Telefon.
1 neue Nachricht von Christoph:
"Ich habe eine Sau beschossen, doch sie ist hinter den nächsten Busch geflüchtet. ich hoffe, sie liegt."
Na das würde ja noch ein spannender Tag werden!
Mir kam leider nichts mehr, also baumte ich pünktlich um 12.30 ab, und machte mich auf den Weg zum Weg, wo ich wieder abgeholt werden sollte.
So versammelten sich alle am Streckenplatz, wo die ersten mit dem zentralen Aufbrechen begannen, und der Förster Nachsuchen und Bergungen zu koordinieren begann.
Mein Freund Conny und ich sollten einen erlegten Rehbock von einer Hundeführerin bergen, deren Hund bei der Jagd leider geschlagen worden war.
(Mittlerweile gehts der Wachtel wieder einigermaßen gut, er hat mich heute schonwieder schwanzwedelnd begrüßt und wollte kuscheln ;) )
Währenddessen machte sich Christoph auf, mit dem Nachsuchengespann sein beschossenes Stück Schwarzwild nachzusuchen.
Nachdem wir den Bock sauber aufgebrochen und zum Streckenplatz gebracht hatten, hieß es, gespannt auf Christoph zu warten. Währenddessen aßen wir eine Schale der leckeren Kartoffelsuppe, welche es zum Schüsseltreiben gab, und halfen anderen Jägern beim aufbrechen ihrer erlegten Stücke.
Endlich fuhr ein Auto vor, und ein glücklicher Christoph hüpfte, deutlich entspannter als zuvor, vom Beifahrersitz. Auf dem Heckträger des Wagens lag sein erlegter Überläufer-Keiler.
Wir alle waren erleichtert, dass der Keiler gefunden worden war, und freuten uns für unseren Freund.
Erschöpft und glücklich über den schönen Jagdtag, bestaunten wir das erlegte Wild, als die Bläser die Strecke verbliesen. 7 Stücke Schwarzwild, 8 Stücke Rehwild, davon 3 Böcke, welche zu meinem Erstaunen noch nicht abgeworfen hatten, und ein Waschbär waren zur Strecke gekommen.
Anschließend halfen wir noch, das Wild zu wiegen und in die nahegelegene Wildkammer zu bringen, bevor wir uns nach diesem schönen Jagdtag glücklich auf den Heimweg machten.
Vielen vielen Dank nocheinmal an Nils, der uns den aufregenden Jagdtag ermöglicht hat!
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