Freitag, 20. November 2015

Drückjagd in Thüringen



Das Auto gepackt, die Gewehre im Kofferraum: So haben wir uns Dienstag Abend auf den Weg nach Thüringen ins Eichsfeld gemacht.

Gegen 20.00 Uhr kamen wir in der Jugendherberge an, in der wir bis zum nächsten Jagdtag nächtigen wollten. Ein schickes großes Schloss, mit nett eingerichteten Zimmern und Jagdtrophäen an der Wand lud uns noch zu einem Radler und einem Schwätzchen ein, ehe wir uns in die Betten legten und uns auf den nächsten Tag freuten.

Der Mittwoch begann für uns um 6:00 Uhr. Wir setzen uns noch auf einen Kaffee in den Speisesaal und machten uns dann auf den Weg in den Wald. Hungrig hielten wir an einer kleinen Fleischerei im Dörfchen „Martinfeld“, mit der Hoffnung auf ein Brötchen. Die Enttäuschung war groß, als wir das Schild mit den Öffnungszeiten lasen: Geöffnet ab 8.00 Uhr. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet: Es ist erst halb. Doch die Rettung nahte: Die nette Verkäuferin winkte uns in den Hinterhof und hielt uns drei Brötchen mit Eichsfelder Mett hin. Unser Frühstück war gerettet! :D

Gut gelaunt fuhren wir zum Treffpunkt, wo bereits die ersten der 120 Schützen geduldig tratschend darauf warteten, ihre Jagdscheine und Schießnachweise vorzuzeigen.

Nachdem wir an der Reihe waren und uns unsere Ansteller-Unterlagen abgeholt hatten, quatschten wir untereinander noch ein bisschen, ehe es losging mit der Ansprache.
Es war sehr windig, und so war es wohl kurz im Gespräch, die traditionelle „Westerwaldjagd“ abzusagen. Glücklicherweise fand die Jagd jedoch statt, und allen wurde ein kräftiges Waidmannsheil gewünscht.
Die Ansteller verteilten sich, und die Schützengrüppchen fanden sich ein. So machte ich mich gegen 9:15 mit meinem Gastschützen auf den Weg zu unseren Ständen.

Gegen 10.30 Uhr an meinem Stand angekommen, erklomm ich den im Wind gefährlich wackelnden Hochsitz. Einige Male wäre mein Cappy mir beinahe weggeflogen, also setze ich schnell den Gehörschutz auf, sodass die Schirmmütze nicht mehr weggeweht werden konnte :D

Vor mir lag eine breite Schneise über ein kleines Tal, bis auf die andere Hangseite waren es knapp 150m.

Ich hatte soeben mein Gewehr geladen, als ich ein Reh auf der anderen Hangseite in der Dickung verschwinden sah. Mist, nicht richtig aufgepasst!

Gespannt wartete ich, bis um 10.00 Uhr die Hunde geschnallt wurden, und das Treiben los ging.

Wie aus dem Nichts stand plötzlich ein weibliches Stück Rehwild auf 25m breit vor mir, und schaute in meine Richtung. Langsam stand ich auf, ging in Anschlag und entsicherte. Ich stach ein und....
PENG!

Ich repetierte durch und konnte beobachten, wie die Ricke stark zeichnete und nach links im Dickicht verschwand.

Verdammt!! Da der Anschuss so nah lag, konnte ich den Schweiß sehen. Ich hatte also getroffen! Dafür hatte ja auch das Zeichnen gesprochen... doch lag das Stück? Jedenfalls nicht in Sichtweite.

Ich atmete einmal tief durch und versuchte mich auf das Geschehen der Jagd zu konzentrieren.

Eine Wildkatze streunte über die Schneise, als ich das „Hop“ der Treiber vernahm. Also stellte ich mein Gewehr ins Kanzeleck und wartete, bis ich die orange gekleideten Männer und den Hund erblicken konnte.

„Na, Fräulein Knaup? Pfeifft der Wind?“ witzelte der eine Treiber. „Ja“, gab ich zurück, „Ist schon ziemlich kalt, aber nur die Harten komm' in' Garten!“ sagte ich mit einem Grinsen zurück.
Ich erklärte, dass ich ein Reh beschossen hatte, und ich zu 99% sicher sei, es liege nicht weit links in der Dickung. „Ach, da gehen wir gleich mal schauen!“ gab der nette Mann zurück und machte sich auf die Suche. Gespannt wartete ich ab, doch so nahe, wie vermutet, fand sich nichts in der Dickung. Einige Minuten später dann die Entwarnung: Nach einer Todesflucht von ca. 80m lag das Reh. Ich freute mich und bedankte mich bei den Treibern.



Wieder allein, wartete ich gespannt, ob ich noch ein Stück Wild ausmachen könnte, als es links in der Dickung neben mir knackte. Ein weiteres Stück Rehwild zog vorbei, blieb jedoch stets hinter der ersten Baumreihe. Ein sicherer Schuss wäre nicht möglich gewesen.

So vermerkte ich das Stück auf meiner Standkarte und erfreute mich einfach nur des Anblicks.

Pünktlich um 12.30 Uhr war Hahn in Ruh. Ich entlud meinen 98er und machte mich auf den Weg zum Auto. Die Treiber, die ebenfalls für die Wildbergung zuständig waren, brachten mir mein erlegtes Stück Wild und ich versorgte es.

Dann machte ich mich auf den Weg, meinen Gastschützen abzuholen und das erlegte Stück zum Streckenplatz zu bringen.

Einige Nach- und Kontrollsuchen wurden koordiniert, während Cornelius, Christoph und ich gemütlich eine Fanta trunken und eine Gulaschsuppe aßen.

Nach einiger Zeit lag alles Wild auf der Strecke, und die Treiber, Hundeführer und Schützen versammelten sich um den mit Fichtenzweigen umlegten Streckenplatz. Die Jagdhornbläser gingen in Formation, und nach und nach wurden die Brüche überreicht und die Strecke verblasen.

Ich habe mich sehr gefreut, als ich als einzige Frau, die etwas erlegen konnte, meinen Bruch überreicht bekam.




Müde und voller Freude bedankten wir uns bei unserem Förster für die sehr nette Jagdeinladung und den aufregenden Tag.


Wir freuen uns schon aufs nächste Mal!

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